Buchbesprechung von Ursina Friedli
Buchempfehlung «Breath – Atem» von James Nestor, erschienen im Piper-Verlag.
Innerhalb einer Woche meldeten sich kürzlich zwei Klienten, weil sie das 2020 in New York erschienene Buch «Breath» von James Nestor gelesen hatten. Damit war meine Neugier geweckt, ich kaufte es mir auch und begann es zu lesen. Mit Begeisterung!
Schon lange hat mich ein Buch über «die vergessene Kunst des Atmens» (Untertitel) nicht mehr so gepackt. Leichtfüssig schreibt Nestor über seine fundierten Nachforschungen und Selbsterfahrungen – er ist Journalist, Apneutaucher und früher Mundatmer. Er verbindet unser Entstehen vor Millionen Jahren mit unserer modernen Kultur. Er zeigt die Bedeutung des guten Kauens für das freie Atmen ebenso auf wie jene des Kohlendioxids bei Angst- und Panikstörungen. Er geht dem Suchen und Experimentieren der «Pulmonauten» (so nennt er jene einsamen Forscher, die sich dem Atmen widmen) nach – sei es Grof, Buteyko, Patrick McKeown, Wim Hof, Olsson in Schweden, Alexandra David-Néel (von der ich noch nie etwas gehört hatte, die sich aber Anfang des 20. Jhdt. in tibetischen Klöstern dem Atmen widmete) u.v.m. Bei den noch Lebenden hat er sich persönlich informiert und ihre Methoden ausprobiert.
Nestor beschreibt umfassend, kritisch und ohne eine bestimmte Methode verkaufen zu wollen in einer leicht verständlichen Sprache, so dass ich mir auch merken kann, was er vermittelt. Sehr Vieles hatte ich schon irgendwo gehört oder gelesen, und doch gab es viele spannende neue Impulse und Einzelheiten. Vor allem wurden mir Zusammenhänge, neu formuliert, wieder deutlich, und ich fühle mich mit unserer Buteykoarbeit rundum bestätigt. Am Schluss des Buches beschreibt er noch die diversen Techniken, die das Atmen verbessern: von Yoga über Buteyko zum Kaugummi kauen…
Im Anhang belegt er alle seine Quellen, die oft auch wieder interessante Details enthalten.
Was fehlt: Middendorf und der Erfahrbare Atem sind mit keinem Wort erwähnt ☹.